Nach einem sehr angenehmen Flug landeten wir in
Bukarest (Rumänien) und fuhren dann mit dem Bus nach Ruse. Die Fahrt war sehr
interessant, da die deutschen Fahrregeln in Bulgarien und Rumänien nicht überall
zu gelten scheinen! Unsere Fahrt führte uns durch Bukarests wunderschönes
Diplomatenviertel, zeigte aber auch die extremen Unterschiede zwischen Arm und
Reich. In Ruse angekommen war es leider schon spät und wir konnten nichts mehr
unternehmen.
Am nächsten Morgen kamen wir alle in der Deutschen
Schule „Friedrich Schiller“ zusammen, wo uns der Direktor herzlich begrüßte. Nach
der Begrüßung gingen wir in die Innenstadt
und machten eine Tour zu Ruses Sehenswürdigkeiten. Diese wurde von
unseren bulgarischen Austauschschülern auf Deutsch vorbereitet. Unter anderem
haben wir das Pantheon besichtigt, das Nationalheiligtum für die Freiheitskämpfer
aus dem Unabhängigkeitskrieg gegen das Osmanische Reich. Auch nach dem
offiziellen Programm trafen wir uns in unserer deutsch-bulgarischen Gruppe und
verbrachten zusammen den Abend, wie die meisten darauffolgenden Abende auch.
Am Mittwoch trafen wir uns im Präventionszentrum
von Ruse und setzten uns mit der Diskriminierung von Minderheiten, speziell der
Roma, auseinander. Mit dabei war eine sehr nette Mitarbeiterin des Präventionszentrums,
die zwar leider kein Deutsch sprach, aber wir bekamen eine Übersetzung von
einer der bulgarischen Begleitlehrerinnen. Drei unserer bulgarischen
Austauschschüler hatten Informationen vorbereitet und führten uns in das Thema
ein. Danach haben wir unsere Ansichten verglichen und diskutiert. Nach einer
kurzen Mittagspause fuhren wir mit dem Auto in einen Vorort und besuchten dort
eine Schule, deren Schüler hauptsächlich den bulgarischen Minderheiten, also
den Roma und den Türken, angehören. Auch dort wurden wir herzlich auf
bulgarische Weise mit „Festbrot“ empfangen.
Genauer waren wir zu Gast in der ersten und
zweiten Klasse. Die Kinder trugen uns mit großer Begeisterung Gedichte und
Lieder vor und freuten sich sehr über die von uns mitgebrachten Buntstifte und
Kleider. Auch wir erhielten selbst gebastelte Geschenke in Form von bunten
Papierblumen. Wir erfuhren, dass die Romakinder nur sehr unregelmäßig zur
Schule gehen und dass die Integration der Roma durch mangelnde Sprachkenntnisse
und geringen Bildungsstand sehr erschwert wird. Abends gab es ein großes
Unwetter, das kurzzeitig mehrere Straßen überflutete.
Donnerstags trafen wir uns an Ruses Universität,
um eine Vorlesung über die Diskriminierung und Problematik in der Integration
der Roma anzuhören. Das Seminar wurde von Studenten des Faches Europäistik der
Universität durchgeführt. Da diese kein Deutsch beherrschten, war Englisch die
Arbeitssprache. Nach der Vorlesung entstand eine angeregte Diskussion über das
Motto der EU „Einheit in Vielfalt“. Unser Mittagsprogramm bestand nun aus einem
kurzen Besuch in der Schule, zu einer Party, die von den frischgebackenen
Abiturienten organisiert wurde. Danach beeilten wir uns wieder in die Stadt zu
kommen, um unseren Termin beim Gericht nicht zu verpassen. Hier wurden wir über
das bulgarische Rechtssystem aufgeklärt, vor allem aber das Vorgehen bei Fällen
von Diskriminierung. Am Abend fanden wir uns gemeinsam mit den Lehrern in der
Schule. Jeder bulgarische Austauschschüler brachte eine typisch bulgarische Köstlichkeit
mit, die wir dann alle gemeinsam verzehrten. Abgerundet wurde dieser gesellige
Abend mit deutschen Schlagern und bulgarischen Volksliedern. Die Bulgaren
brachten uns ihre Volkstänze bei und wir ihnen Partytänze. Es wurde viel
gelacht und geredet.
Mit Studenten der Universität Ruse diskutierten wir über die Europapolitik |
Freitags war ein Ausflug in die nähere Umgebung
geplant, jedoch fiel dieser wegen starkem Regenfall aus. Stattdessen trafen wir
uns in der Schule und ließen die Erkenntnisse der vorherigen Tage Revue passieren.
Dabei entwickelte sich eine Diskussion, bei der sich zeigte, dass viele
Bulgaren die Probleme bei der Integration der Roma eigentlich für unlösbar
halten.
Als Gründe dafür wurden die große Kluft zwischen
den Volksgruppen, die (angeblich?) fehlende Integrationsbereitschaft der Roma
sowie die schlechte wirtschaftliche Situation des Landes genannt.
Am Samstag ging es frühmorgens los nach Varna.
Nach einer dreistündigen Fahrt im Bus und der Besichtigung des „Steinernen
Waldes“ von Dikilitash (ein Naturphänomen, dessen Entstehung noch nicht
eindeutig geklärt ist) kamen wir im
Stadtzentrums Varnas an. Hier erkundeten wir sowohl die Innenstadt als auch den
Stadtstrand. Nach diesem erholsamen Spaziergang fuhren wir zum Drei – Sterne –
Hotel. Nach einem leckeren gemeinsamen Abendessen im hoteleigenen Restaurant,
das auch eine himmlische Schokoladentorte beinhaltete, fielen wir erschöpft ins
Bett.
Erholung am Schwarzen Meer |
Besuch des FelsenklostersAladzha |
Traurig und mit einem schrecklichen Gefühl, da wir
Bulgarien wieder verlassen mussten, wachten wir am nächsten Morgen auf und
nahmen unser letztes Frühstück mit unseren Austauschschülern ein. Alle trafen
sich mit gepackten Koffern in der Schule. Während wir auf den Bus warteten,
wurde uns bewusst, dass die letzten Minuten mit unseren bulgarischen Freunden
angebrochen waren. Diese Chance nutzte Hendrik, um sich mit einer gefühlvollen
Rede bei unseren Gastgebern zu bedanken.
Leider hieß es dann Abschied nehmen, was uns sehr
traurig stimmte. Der Flug nach Frankfurt war aber trotz der Trennungsgefühle
angenehm. Langsam fingen wir an uns auf zu Hause zu freuen. So verging auch die
ICE-Fahrt nach Stuttgart schnell. Am Ende dieses Reisetages lagen wir alle im
Bett mit dem Gefühl, dass wir nicht nur neue Freunde, sondern auch eine zweite
Heimat in Bulgarien gefunden haben.
Julia
Hassert, Ema Jerkovic, Hannah Lechner, Christian Mayer